mit der Kreisvolkshochschule e.V. und dem HESSENCAMPUS Limburg-Weilburg zum Thema (Weiter)Bildung.
Erster Minister
Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur in RLP, Prof. Dr. Konrad Wolf ist der erste Minister im Hause, freuen sich Michael Schneider, Direktor der vhs bzw. Sprecher des HC, und Vorstandsvorsitzender Günter Schmitt bei der Begrüßung.
Schneider stellt das System der vhs mit seinen ehrenamtlich geführten Außenstellen im gesamten Kreisgebiet vor. Der direkte Kontakt mit den Menschen im Ort stellt die Qualität
und Verbundenheit sicher. Die Volksbildung feiert 2019 ihr 100-jähriges Bestehen und die vhs in Limburg-Weilburg ihren 70. Geburtstag. Sie ist damals wie heute ein Ort der Begegnung.
Renate Kreis, Geschäftsstellenleiterin der SPD Limburg-Weilburg, freut sich in ihrer alten beruflichen Wirkungsstätte vhs zu sein und die positiven Entwicklungen im Räumlichen und Inhaltlichen zu sehen.
Die Anzahl der Teilnehmer*innen in den Fachbereichen Gesellschaft, Kultur, Gesundheit, Sprachen, Beruf und Grundbildung liegen seit Jahren konstant über 20.000. Wobei die Altersgruppe von 50-65 Jahren und davon Frauen mit einem Anteil von 75% die Angebote am meisten nachfragen.
Konkrete Weiterbildungsangebote wie Bildungsurlaub, Firmenschulungen, externe Schulabschlüsse und über den DVV angebotene Expert-Zertifikate bieten für Berufstätige eine Möglichkeit, sich berufsbegleitend fortzubilden.
Tobias Eckert MdL fragt konkret nach dem Interesse bzw. den Angeboten nach Entlastungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige. Ihrem Anspruch auf Bildungsurlaub, den die Sozialverbände erwirkt haben, muss Rechnung getragen werden, damit sie physisch und psychisch weiterhin in der Lage sind Pflege, in der Familie auszufüllen. Hier gilt es, das Thema größer zu bewerben, sowohl auf Nutzerseite als auch von Bildungsträgern.
Angebote sind zum einen dem Zeitgeist (Zumba, veganes Kochen, EDV) und zum anderen vom gesellschaftlichen – politischen Wandel (Sprachen Integrationskursen) abhängig.
Schneider spricht von einem langen Atem für neue Angebote, bis sie bei den Menschen im Bewusstsein sind.
Dazu zählt auch, das von Jochem Holzhäuser angesprochene Duale Studium mit dem Partner THMPlus am Bildungsstandort Limburg zu stärken.
Lernen – ein Leben lang
Jacqueline Würz, Koordinatorin und Bildungsberaterin, stellt die Arbeit und Schwerpunkte des Hessencampus´ – Lebensbegleitendes Lernen, vor. Der HC ist eine Kooperation von allen beruflichen Schulen des Kreises, dem Kreis und der vhs. Die wichtigste Säule ist die Bildungsberatung, die die Kompetenzerweiterung Ratsuchender in allen Fragen der (Weiter)
Bildung, Beruf und Beschäftigung unterstützt. Sie ist trägerunabhängig und neutral. Seit 2010 haben ca. 1200 Personen das Angebot zur Perspektiv- bzw. Förderberatung wahrgenommen. Wobei der Schwerpunkt die Berufliche Qualifizierung und Ausbildung/Studium bildet.
Projekte des HC´s sind sowohl die jährlich stattfindende Bildungsmesse in Limburg und Weilburg als auch Vorträge zum Themen der Ausbildung, Motivation und Weiterbildung.
Würz wünscht sich, dass die Bildungsberatung als Knotenpunkt für Bildungsinteressierte mehr ins Bewusstsein rückt.
Im Kontext des Lebenslangen Lernens ist es wichtig zu erkennen, dass es Möglichkeiten gibt, „nach jedem Abschluss einen Anschluss“ zu erlangen.
Vom Elektriker zum promovierten Physiker
Bestes Beispiel dafür ist Wolf selbst. Er hat seinen Doktor auf dem zweiten Bildungsweg nach Realschulabschluss, einer Ausbildung und dem nachfolgenden Studium, absolviert. Deswegen ist er prädestiniert für unseren Dialog über Weiterbildung. Die Unterschiede von Hessen zu Rhein-Land-Pfalz liegen nicht im Inhaltlichen, sondern eher im Organisatorischen und in der Schwerpunktsetzung. Wolf weist zudem auf die Wichtigkeit der Grundbildung im Bereich der funktionalen Alphabetisierung hin, die immerhin bei ca. 15% der Menschen liegt.
Dr. André Hahn, Leiter der vhs Hauptstelle in Weilburg, ergänzt, indem er auf das Problem der bildungsfernen Zuwanderer aufmerksam macht, die erst einmal alphabetisiert werden müssen, ehe sie Integrationskurse besuchen können. Um in den Beruf einzumünden benötigen sie mindestens, ein B2 Zertifikat für Deutsch, das für viele nur schwer zu erreichen ist.
Im Zuge der Fachkräftesicherung sollte man sich der Alphabetisierung explizit nähern und Angebote niedrigschwellig z.B. in Bibliotheken anbieten. Dort sind in RLP auch sogenannte Selbstlernzentren implementiert, die den Interessierten den Weg des digitalen Lernens vereinfachen.
Vielfältige Möglichkeiten – Fluch oder Segen
Interessant wird es, als die Diskussion über Berufsorientierung, Berufsentscheidung und Weiterbildung durch die persönlichen Erfahrungen differenziert betrachtet wird.
Sind die Freiheit und die Vielzahl der Möglichkeiten, sich für einen Beruf zu entscheiden, für junge Menschen positiv oder überfordert das Angebot regelrecht?
Für Spiegelberg-Kamens ist es eine Herausforderung, im Dschungel der Möglichkeiten das Richtige auszuwählen. Dagegen empfindet Wolf es als Segen, diese Wahl zu haben und für alle das Richtige zu finden, egal aus welchem familiären Hintergrund man kommt.
Chancengleichheit in der Bildung darf nicht vom Bildungsstand der Familie abhängen, betont Wolf nachdrücklich. Es ist eine Schande, dass heute immer noch 10% der Jugendlichen die Schule ohne Schulabschluss verlassen, 80% der Akademikerkinder studieren – im Gegensatz zu den Arbeiterkindern, wo es nur ganze 30% sind. Dies lässt die Schlussfolgerung zu, dass nicht die Kompetenz, sondern die Fördermöglichkeiten des Elternhauses darüber entscheidet, welchen Abschluss die Kinder erreichen.
Deswegen ist die Forderung der SPD in Hessen, die kostenfreie Bildung von der KITA bis zur Uni einzuführen, unter dem Aspekt der Chancengleichheit dringend umzusetzen.
Minister zum Anfassen
Viktoria Spiegelberg-Kamens, Landtagskandidatin, dankt zum Schluss allen Anwesenden für den informativen Austausch. Sie wünscht sich eine bessere Kooperation der Bildungsberatung mit den Schulen. Aber vor allem freut sie sich über das Kennenlernen eines kompetenten „Minister zum Anfassen“.