‚Kann ich mir noch eine bezahlbare Wohnung leisten?‘ – diese Frage hat für die Mehrheit der Menschen in Deutschland oberste Priorität.
Vor diesem Hintergrund suchte der SPD-Landesvorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel das Gespräch mit Mietern eine Anlage mit 138 Wohnungen in Limburg, die ehemals im Besitz der Nassauischen Heimstätte war – einer Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft mit mehrheitlicher Beteiligung des Landes. 2003 wurden alle 138 Wohnungen an einen Investmentfond verkauft. „Dies ist angesichts der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt ein Skandal“ erklärte der SPD-Landesvorsitzende. Nicht nur dass die Nebenkosten nach dem Verkauf hochgeschossen sind – die Mieter müssen nun für Treppenhausreinigung und Gartenpflege bezahlen, was sie früher eigenverantwortlich gemacht haben, Wasser und Müll werden nach Quadratmetern umgelegt, was bedeutet, dass eine alleinstehende Frau genauso viel bezahlt wie eine fünfköpfige Familie – auch das System der Sozialen Stadt, das in dieser Wohnanlage aufgebaut und von der Nassauischen Heimstätte mitfinanziert worden war, wurde von einem auf den anderen Tag beendet. Dazu gehörte ein Beratungsbüro, das die Bewohner z.B. in finanziellen Angelegenheiten und beim Schriftverkehr mit Behörden unterstützte, ein ‚Taschengeldprojekt‘, bei dem Jugendliche gegen ein kleines Entgelt verschiedene Dienste übernahmen u.ä. 2018/19 läuft darüber hinaus die Sozialbindung aus – es lässt sich im Moment nur erahnen, wie sehr die Mieten in die Höhe schießen werden. „Das Land hat sich systematisch aus dem Wohnungsmarkt zurückgezogen“ beklagt MdL Tobias Eckert. Dadurch gibt es noch weniger bezahlbare Wohnungen, und auch ohne Erhöhung der Kaltmiete wird das Wohnen für die Mieter nach dem Verkauf deutlich teurer. Wenn dann auch noch die Sozialbindung wegfällt, passt sich der Quadratmeterpreis dem am Markt üblichen Preis an und wird für die jetzigen Bewohner unbezahlbar. “Das Land muss dringend handeln und dieser Entwicklung entgegen wirken“ forderte Thorsten Schäfer-Gümbel und versprach den Mietern in Limburg, Druck zu machen, damit der neue Wohnungseigentümer endlich auf ihre Beschwerden wegen fehlerhafter Nebenkostenabrechnungen reagiert.