
Im Gespräch interessierte sich Martin Rabanus für die aktuelle Situation des heimischen Einzelhandels, der insgesamt betrachtet zwar gut aufgestellt ist, aber auch wachsenden Herausforderungen wie dem Online-Handel und der demografischen Entwicklung gegenübersteht: Zum letztgenannten Punkt gehört insbesondere die problematische Tendenz der zunehmenden Umzüge aus den Flächenregionen in die Städte. Probleme machen dem Einzelhandel aber auch die föderalen Strukturen, die beispielsweise für jedes Bundesland eigene Regeln für Ladenöffnungszeiten vorsehen. In Hessen seien verkaufsoffene Sonntage zudem an ein traditionsreiches Marktgeschehen gekoppelt, was immer wieder zusätzlichen Aufwand für die Händler darstellt, aber auch zu teilweise abstrusen Konstruktionen führt. Eine Vereinheitlichung und Vereinfachung wäre hier nach Ansicht aller Beteiligten erstrebenswert.
In dem Gespräch machten Vertreter von REWE deutlich, wie wichtig auch in Abgrenzung zum Online-Handel der Service und die persönliche Beratung für die Bürger vor Ort sind. Hier setze man seit Jahren vor allem auf den Service: Es ist der Anspruch, Kunden bei Bedarf auch ausführlich über Waren und Produkte zu informieren. Dafür ist aber auch qualifiziertes Personal von Nöten. REWE geht hier bei der Rekrutierung und Weiterbildung von Fach- und Führungskräften innovative Wege, etwa in Kooperation mit Schulen und der Anwerbung von Auszubildenden. Ein Großteil der Führungskräfte wird so aus dem eigenen Konzern gewonnen und nicht von außerhalb. Allerdings sind auch im Bildungswesen Reformen nötig: So ist es beispielsweise nicht gutzuheißen, dass das Unterrichtsfach Warenkunde nicht mehr Bestandteil in der Ausbildung von Einzelhändlern ist. Dies muss sich wieder ändern.
Erfreut zeigte man sich, dass nach Auskunft der REWE-Vertreter in den Supermarktregalen viele Waren zunehmend von lokalen Zulieferern angeboten werden, so etwa bei Obst oder Gemüse, und sich steigender Beliebtheit erfreuen. Hier überzeugt lokal eben doch und schlägt global, so Rabanus abschließend, der in diesem Zuge auch positive Trends bei dem Wirtschaftswachstum ihrer Region ausmacht.
Hintergrund:
Der Regierungsdirektor und langjährige Referent der hessischen SPD-Landtagsfraktion Martin Rabanus (42) ist seit der Bundestagswahl 2013 Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Zudem ist er stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union. Im Bundestag vertritt er den Wahlkreis Rheingau-Taunus/Limburg.
Der Handelsverband Deutschland, HDE ist die Spitzenorganisation des Einzelhandels und unterteilt sich in acht Landesverbände und 34 Regionalverbände, einer davon ist der Handelsverband Hessen-Süd. Dem Verband gehören in Südhessen rund 7.200 Mitglieder an, diese repräsentieren damit über 80% des hessischen Einzelhandelsumsatzes mit knapp 40 Milliarden Euro Umsatz jährlich. In den rund 17.000 Arbeitsstätten sind mehr als 160.000 Arbeitskräfte beschäftigt.