
Der heimische Landtagsabgeordnete Tobias Eckert besuchte vor Kurzem die Integrative Kindertagesstätte der Lebenshilfe in Weilburg, um vor Ort mit Beschäftigten und Vertretern der Lebenshilfe über die Auswirkungen des Hessischen Kinderförderungsgesetzes auf die gemeinsame Arbeit mit behinderten und nichtbehinderten Kindern zu sprechen. Dazu waren Geschäftsführerin Heidrun Schneider, KiTa-Leiterin Antje Stahl, die beiden stellvertretenden Vorsitzenden Rainer Schäfer und Tina Winter sowie Mitglieder des Elternbeirates anwesend.
Wir haben vor fast 20 Jahren bereits als Integrative Einrichtung begonnen. Seit damals besteht jede Gruppe aus fünf Kindern mit und 10 Kindern ohne Behinderung oder Entwicklungsverzögerung, erläuterte Geschäftsführerin Schneider. Die Unterschiedlichkeit der Kinder werde dabei nicht als Defizit gesehen, sondern als Chance voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu bereichern. Der KiFöG-Entwurf macht keinerlei Vorgaben zur Gruppengröße bei der Aufnahme von Kindern mit Behinderungen, so dass die normale Gruppengröße von 25 Kindern das Maß der Dinge sein wird. Das ist kein geeigneter Beitrag zur Inklusion sonder das Gegenteil davon. Kleine Gruppen sind für eine individuelle und ganzheitliche Förderung entsprechend dem Entwicklungsstand der Kinder unabdingbar, machte Tobias Eckert deutlich. Vor dem Hintergrund der UN-Menschenrechtskonvention sei die Ausklammerung der wichtigen Frage der Inklusion in Bezug auf die Gruppengröße im KiFöG ein Affront gegenüber den integrativen Einrichtungen in Hessen.
Die anwesenden Mütter des Elternbeirates erklärten, dass sie mit den jetzigen Angeboten in der Kindertagesstatte der Lebenshilfe sehr zufrieden sind und nicht möchten, dass diese durch das hessische Kinderförderungsgesetz gefährdet werden. Damit unsere bewährte Arbeit fortgeführt werden kann, brauchen wir gute Rahmenbedingungen, die angemessene Größen von Inklusionsgruppen ermöglichen, ohne dass die Träger auf Mehrkosten sitzen bleiben, sagte Rainer Schäfer, stellvertretender Vorsitzender der Lebenshilfe Wetzlar-Weilburg e.V. Die Einrichtung der Lebenshilfe in Weilburg begleitet auch weitere Kindergärten mit einer heilpädagogischen Fachberatung, unterstützt die wohnortnahe Integration und ist vor Ort gut vernetzt, um optimal arbeiten zu können.
Von der Inklusion würden beide Seiten profitieren, dazu sei aber auch eine ausreichende Förderung des Landes notwendig, damit den Trägern kein Fehlbetrag zwischen den tatsächlichen Kosten und den geförderten Kosten entstehe. Wenn es nicht gelinge diese drohende Lücke auszuschließen, werde es künftig keine Einrichtungen mehr geben, die benachteiligte Kinder aufnehmen, so die Befürchtung der Vertreter der Lebenshilfe. Die immer höheren Ansprüche der Eltern und der Gesellschaft an die Einrichtungen und Mitarbeiter finden keinen Niederschlag im KiFöG. Im Bereich der Inklusion verschlechtert der Gesetzentwurf sogar den aktuellen Status quo, sagte KiTa-Leiterin Antje Stahl.
Tobias Eckert erklärte, dass er aktuell zahlreiche Kindergärten und Tagesstätten im ganzen Landkreis besuche und von Fachleuten, Beschäftigten und Eltern sämtlicher Eichrichtungen Kritik an dem Entwurf geübt werde. Ich möchte alle Betroffenen ermuntern vor Ort aktiv zu werden und ihre Ablehnung des Gesetzes öffentlich zu machen. Sollten CDU und FDP das KiFöG dennoch ohne grundlegende Verbesserungen beschließen, dann werden wir das Gesetz wieder aufheben, wenn wir nach der Landtagswahl die Möglichkeit dazu bekommen sollten, sagte der heimische SPD-Abgeordnete. Für diesen Fall wolle die SPD in Abstimmung mit Fachleuten und Trägern ein Kinderförderungsgesetz entwickeln, das seinen Namen verdiene und die Qualität von Bildung und Betreuung in den Mittelpunkt stelle. Der Gesetzentwurf von CDU und FDP verfolge hingegen die Ökonomisierung der frühkindlichen Bildung und Betreuung und lasse die Bedürfnisse von Kinder, Eltern und Beschäftigten außer Acht.